Active Sourcing: Aufgaben und Eigenschaften eines Active Sourcers

Ein Interview mit Sabrina Lassoued zum Berufsbild eines „Active Sourcers“

„Active Sourcing“ ist in der HR-Welt längst ein bekannter Begriff. Doch was sind die Aufgaben eines Active Sourcers und welche Eigenschaften sollte man als Active Sourcer mitbringen? Wie sehen die Zukunftschancen für das Berufsbild „Active Sourcer“ aus und warum sollten Unternehmen im Rahmen ihrer Recruiting-Strategie heute auf Active Sourcing setzen? Wir haben Sabrina Lassoued, Gründerin und Geschäftsführerin von LAS Recruitment, gefragt.

Was ist Active Sourcing?

Sabrina Lassoued: Unter Active Sourcing versteht man die aktive, digitale Suche, Identifikation und direkte Ansprache von passenden Kandidaten und Kandidatinnen für eine offene Vakanz. Dabei sucht der Active Sourcer* im Web und über soziale Netzwerke nach den Talenten, die in ihrer fachlichen Qualifikation und in ihrer Persönlichkeit optimal zum Unternehmen und der Unternehmenskultur passen. Im professionellen Active Sourcing, wie wir von LAS Recruitment es betreiben, werden zudem Suchmaschinen und andere Online Tools gezielt über Boolesche Suchoperatoren sowie systematische Strings und Keywords gesteuert. Diese systematische Methoden-Kennnisse, auch Talent Mining genannt, bilden die Basis für ein erfolgreiches Active Sourcing und die Entwicklung einer passgenauen Suchstrategie nach idealen Kandidaten* für die Stellenbesetzung.

Welche Aufgaben hat ein Active Sourcer*?

Sabrina Lassoued: Die Aufgaben eines Active Sourcers* sind sehr vielfältig – insbesondere, wenn man bei einem externen Dienstleistungsunternehmen wie einer Personalberatung angestellt ist. Unsere Active Sourcer* bei LAS Recruitment arbeiten bei jedem Kundenauftrag präzise nach System: Zunächst erfolgt ein detailliertes Briefing-Gespräch mit dem Kunden*, anhand dessen eine Stellenausschreibung entworfen wird sowie passgenaue Suchkriterien für die Boolsche Suche festgelegt werden. Auf Basis der entworfenen Suchstrategie machen sich unsere Active Sourcer* dann im Web auf die Suche nach geeigneten Fach- und Führungskräften. Bei der Kontaktaufnahme klopft ein Active Sourcer* immer ganz diskret ab, ob das Talent mit seinen Fähigkeiten zum Stellenprofil sowie mit der Persönlichkeit zum Unternehmen und der Unternehmenskultur passt. Stimmen die Parameter überein, wird der Kandidat* dem Unternehmen vorgeschlagen bzw. zum Bewerbungsgespräch eingeladen.

Welche Eigenschaften muss ein erfolgreicher Active Sourcer mitbringen?

Sabrina Lassoued: Um ein erfolgreicher Active Sourcer* zu sein, sollte er insbesondere kommunikative Eigenschaften, IT-Affinität sowie ein ausgeprägtes Organisations- und Verkaufstalent mitbringen. Als Active Sourcer* ist man im stetigen, direkten Austausch mit Unternehmen und Kandidaten*. Hier ist vor allem Fingerspitzengefühl gefragt. Ein Active Sourcer* muss seine Zielgruppe verstehen und bei der Ansprache dieselbe Sprache sprechen, um Interesse wecken und begeistern zu können. Zudem sollte er oder sie ein Händchen für die Formulierung von Stellenprofilen und Ansprache-Texten haben und gekonnt durch Interviews führen können. Erfahrung im Umgang mit Business-Netzwerken und den entsprechenden Tools sowie mit Bewerbermanagementsystemen sind immer von Vorteil. Wichtig ist jedoch eine hohe IT-Affinität. Unsere Active Sourcer durchlaufen beispielsweise direkt im Onboarding eine interne Schulung, um sich mit speziellen, systematischen Active Sourcing Methoden – u. a. zur Steuerung von Suchmaschinen – vertraut zu machen.

Da die Aufgaben eines Active Sourcers* sehr vielfältig sind und der Tag oftmals sehr voll gepackt ist mit Briefings, der Kandidatensuche, Interviews und Reportings, sollte ein Active Sourcer* ebenfalls ein gewisses Maß an Organisationstalent mit sich bringen, um den Tag effektiv strukturieren zu können. Da sich die Sourcing-Techniken, -Trends und -Tools rasant weiterentwickeln, sollte man zudem die Motivation haben, stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben.

Welche Zukunftschancen sehen Sie für das Berufsbild „Active Sourcer“?

Sabrina Lassoued: Die Zukunftschancen für das Berufsbild „Active Sourcer“ erachte ich persönlich als sehr gut – zumindest solange wir einen Bewerbermarkt und keinen Arbeitgebermarkt haben, was sich zukünftig auch nicht so schnell ändern wird. Der allgegenwärtige Fachkräftemangel hat das herkömmliche Recruiting ins Wanken gebracht. Hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte haben es aktuell gar nicht mehr nötig, aktiv auf Stellensuche zu gehen. Wer ideale Kandidaten* für eine Stellenbesetzung sucht, muss sich daher zwangsläufig proaktiv auf die Suche begeben. Wir sehen schon jetzt: Die Tools und Lösungs-Angebote zur Kandidatensuche in den Sozialen Medien werden immer umfangreicher und präziser, um das Angebot und die Nachfrage effektiv zu matchen. Wer hier am Ball bleibt und seine Active Sourcing Techniken stetig weiterentwickelt, wird gute Chancen haben, langfristig in einer Personalberatung oder in der Recruiting-Abteilung eines Unternehmens Fuß zu fassen. 

Warum sollte Active Sourcing zu jeder Recruiting-Strategie gehören?

Sabrina Lassoued: Wer im Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte die Nase vorn haben möchte, sollte das Active Sourcing definitiv in die eigene Recruiting-Strategie integrieren. Active Sourcing öffnet Unternehmen die Tür zum passiven Bewerbermarkt. Durch die proaktive Ansprache passgenauer Wunschkandidaten* mittels Active Sourcing lassen sich die Fach- und Führungskräfte gewinnen, die noch gar nicht an einen Unternehmenswechsel gedacht haben. Unternehmen erreichen damit die „Besten der Besten“ – auch wenn sich diese aktuell in einem Beschäftigungsverhältnis befinden und eigentlich gar nicht auf Jobsuche sind. Wer es schafft, diese Kandidaten für einen Unternehmenswechsel zu motivieren, ist seinen Wettbewerbern* in der Personalgewinnung definitiv einen Schritt voraus. Richtig angewendet, leistet Active Sourcing zudem auch einen großen Beitrag für ein erfolgreiches Employer Branding: Denn mit dem richtigen Fingerspitzengefühl und viel Empathie bei der Kandidatenansprache kann man direkt beim ersten Kontakt einen bleibenden, positiven Eindruck bei potenziellen Mitarbeitern* hinterlassen. Und so von Beginn an für eine reibungslose Candidate Journey und eine positive Candidate Experience sorgen.

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Beitragsbild: © Sebastian Becker