Gen Z im Recruiting: So gewinnen Sie junge Talente für Ihr Unternehmen

6 Recruiting-Tipps, mit denen Sie die Gen Z erreichen

Für die einen der faulste, illoyalste Nachwuchs aller Zeiten, für die anderen die fähigsten Hoffnungsträger der Zukunft: Die Meinungen von HR-Managern* über die Generation Z (Gen Z) könnten nicht unterschiedlicher sein. Kein Wunder also, dass es in den Diskussionen über die Einstellungen und Eigenschaften dieser zwischen 1995 und 2010 geborenen, jungen Menschen oftmals sehr hitzig zugeht. Wir zeigen Ihnen anhand von 6 Recruiting-Tipps, wie Sie die Generation Z im Recruiting erreichen und wie sie junge Talente der Gen Z für Ihr Unternehmen gewinnen.

Zeit zum Umdenken im Recruiting: Willkommen Gen Z!

Always on, ungeduldig-aktivistisch, fordernd, gesundheits- und umweltbewusst: Willkommen in der Gen Z! Laut den statistischen Ämtern zählen in Deutschland rund elf Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zur Gen Z*¹. Während einige von ihnen noch zur Schule oder Uni gehen, sind die ersten von ihnen bereits auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt angekommen.

Aber ist sie nun Fluch oder Segen? Ganz gleich, was Sie von der Gen Z halten: Es gibt kein Zurück mehr – unsere Zukunft liegt in ihrer Hand. Die junge Generation lässt sich nicht einfach anhand früherer „Glaubenssätze“ wieder „umkrempeln“ oder „belehren“. Im Gegenteil: Die Zeit zum Umdenken im Recruiting ist gekommen. Denn die Gen Z weiß um den Fachkräftemangel, sie kennt ihren Wert und ist sich ihrer besonderen Stellung auf dem gegenwärtigen Arbeitsmarkt bewusst.

Kurzum: Wer diese jungen Talente für sein Unternehmen gewinnen möchte, muss wohl oder übel lernen, die Gen Z zu verstehen, sie zu akzeptieren und sich auf sie einzustellen. Für den Recruiting-Erfolg des eigenen Unternehmens kommt man demnach zukünftig nicht drumherum, diese junge Generation Z mit all ihren außergewöhnlichen Wertvorstellungen willkommen zu heißen.

Junge Talente verstehen: Das zeichnet die Gen Z auszeichnet

Was die Gen Z auszeichnet und klar von ihren Vorgängergenerationen unterscheidet, ist in erster Linie ihre Affinität für hippe, moderne Technik, ihr angeborener Zugang zur Online-Welt sowie der intuitive Umgang mit ihr. Die heutige Nachwuchsgeneration geht nicht einfach online, wie die Generationen davor: sie lebt online! Facebook, YouTube, TikTok oder WhatsApp gehören zu ihrem Leben dazu wie das Salz in der Suppe. Während die Generation X (1965 bis 1980 Geborene) das World Wide Web erschaffen hat, in der die Generation Y (1981 bis 1995 Geborene) die sozialen Medien zum Leben erweckt hat, konnte die Gen Z bereits im Windelalter durch die Online-Inhalte auf Tablets und Smartphones wischen. Diese jungen Menschen haben sich Online-Identitäten aufgebaut, die ihnen die Tür zur internationalen Welt öffnet. In punkto Digitalisierung, Schnelligkeit, aber auch Lernfähigkeit macht ihnen daher so schnell keiner etwas vor.

Diese Chance nutzen sie, um sich eigenständig Meinungen zu bilden und ihren aktivistischen Charakter auszuleben, insbesondere wenn es um Umwelt-Themen geht. Man kann es ihnen nicht verdenken: Der Gedanke an Ihre Zukunft und die ihrer Kinder verunsichert sie. „Nachhaltigkeit“ ist für sie laut Zukunftsinstitut in Frankfurt nicht irgendein „totgehypter Trendbegriff, sondern eine Grundhaltung, die sie verinnerlicht haben“*².  Gleichzeitig möchten sie sich nicht wie ihre Eltern und Großeltern für den Job aufopfern: sie achten auf ihre physische und psychische Gesundheit und fordern diese auch ein. Sie trauen sich, Herausforderungen selbst in die Hand zu nehmen und sind eher bereit, alles auf eine Karte zu setzen, wenn sie ihre eigenen Ideen verwirklichen möchten. Sie sind es gewohnt, zu fordern. Daher erwarten sie auch einiges von ihrem potenziellen Arbeitgeber*.

Das erwartet die Gen Z von ihrem Arbeitgeber*

Nicht selten legen junge Talente ihre hohen Anforderungen und Erwartungen an einen Job bereits im Bewerbungsgespräch offen auf den Tisch: Die Gen Z kennt ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt und verlangt dafür ihren Preis. Sie hat ihre Prinzipien, von denen sie für (fast) keinen Job in der Welt abrückt – lieber bleiben die jungen Nachwuchskräfte noch ein Weilchen länger arbeitslos oder machen sich stattdessen mit ihren eigenen Ideen und ihrem eigenen Start-Up selbstständig. Im Mittelpunkt der Erwartungen an ihren Arbeitgeber* stehen: ein ausreichender Lohn für ihre geopferte Freizeit, eine gesunde Work-Life-Balance, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, die Sinnhaftigkeit Ihres Jobs sowie eine offene, ehrliche Unternehmenskultur, die zu ihren Wertvorstellungen und ihrer Lebenshaltung passt.

Die jungen Talente möchten mit ihrer Arbeit etwas bewirken, statt durch alteingesessene Strukturen ausgebremst zu werden. Sie möchten zu „den Guten“ gehören – auf sozialer, wie ökologischer Ebene. Sie suchen keine autoritären Führungskräfte, sondern Visionäre und Vorbilder – sprich Influencer – zu denen sie aufschauen können, mit denen sie sich identifizieren und die zu ihrer eigenen Außendarstellung passen. Das ist ihnen wichtiger als ein sicherer Job. Sie fordern Entwicklungsmöglichkeiten und eine offene, transparente Kommunikation.

Viele Unternehmen betrachten die Forderungen der Gen Z als übertrieben. Doch vor allem bei dieser Generation ist jeglicher Widerstand zwecklos – wer mit seinem Recruiting zukünftig nicht in der Sackgasse landen möchte, sollte sich fragen, welche dieser Erwartungen man als Unternehmen bereits erfüllt und welche noch nicht. Letztere sollten über kurz oder lang in irgendeiner Art und Weise ausgeglichen werden.

6 Recruiting-Tipps, mit denen Sie junge Talente der Gen Z für Ihr Unternehmen gewinnen

Viele HR-Manager* fragen sich derzeit, wie sie junge Talente der Gen Z für ihr Unternehmen gewinnen können. Denn ein Angebot von „vermeintlichen Benefits“ wird von der online- und kommunikationsaffinen Gen Z schneller entlarvt, als der „Obstkorb“ zusammengestellt ist. Wer im Recruiting zukunftsfähig bleiben und im gegenwärtigen „War for Talents“ bestehen möchte, muss authentisch bleiben und sich ernsthaft überlegen, wie sich das eigene Unternehmen auf die Gen Z einstellen kann. Wir haben uns damit beschäftigt, womit Sie bei der Gen Z punkten können. Das sind unsere 6 Recruiting-Tipps, mit denen Sie junge Talente der Gen Z für Ihr Unternehmen gewinnen können:

1. Verankern Sie einen positiven Impact in Ihrer Unternehmenskultur

Unternehmen müssen sich früher oder später ernsthaft mit ihrem nachhaltigen und sozialen Impact auseinandersetzen. Sonst sind sie einfach „nicht cool genug“. Themen wie Nachhaltigkeit, soziale und soziologische Verantwortung sind für die neue Generation entscheidende Faktoren für die Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag. „Greenwashing“ wird am Ende immer entlarvt und spätestens dann kehren Ihnen Ihre neuen Mitarbeiter* den Rücken zu – und das nicht selten mit Pauken und Trompeten. Wer also die „Gen Zler“ überzeugen möchte, muss wirklich „Gutes tun“ – d. h. einen wirklichen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen, anstatt nur davon zu reden.

2. Sorgen Sie für einen inspirierenden, motivierenden Führungsstil

Junge Talente lassen sich nicht im gleichen Maße unterdrücken oder kontrollieren, wie ihre Vorgängergenerationen. Ein autoritärer Führungsstil widerstrebt ihrem Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung. Influencer und Vorbilder gehören zu ihrem privaten Alltag dazu – gleiches wünschen sie sich für ihr berufliches Umfeld. Sie möchten sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen, auf die sie stolz sind und für die sie brennen. Sie möchten zu ihren Vorgesetzten aufschauen und sich von ihnen inspiriert fühlen. Führungskräfte müssen ihnen den nötigen Raum bieten, ihre Potenziale freizusetzen – erst dann laufen sie auf Hochtouren und sind im Gegenzug auch bereit, als Corporate Influencer öffentlich in den Sozialen Medien für Sie einzustehen. Reverse-Mentoring-Programme, Generationen-Workshops oder generationsübergreifende Impulsvorträge sind eine Möglichkeit, die jungen Nachwuchskräfte zu motivieren und gleichzeitig Innovationen im Unternehmen voranzutreiben.

3. Schaffen Sie eine positive Candidate Experience im Active Sourcing und Recruiting

Es gibt nur eine Chance für den ersten Eindruck – das gilt auch für Ihr Recruiting. Daher sollte Ihre Mitarbeiterbindung nicht erst mit der Vertragsunterzeichnung und dem dann folgenden Employer Branding starten, sondern bereits bei der ersten Kontaktaufnahme im Sourcing der jungen Talente. Sorgen Sie daher für eine positive Candidate Experience im Active Sourcing und Recruiting-Prozess. Die junge Generation ist ungeduldig und hat keine Lust, wochenlang auf ein Feedback zu warten. Sie ist direktes Feedback und schnelle Antwortzeiten gewohnt. Reagieren Sie daher schnell im Bewerbungsprozess und nutzen Sie die Chancen des Active Sourcings, um Ihrer Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Verzichten Sie auf zeitintensive Bewerbungen mit Einreichung von Anschreiben, Arbeitsproben und Zeugnissen. Senken Sie stattdessen die Bewerberhürden durch One-Click- bzw. WhatsApp-Bewerbungen oder nutzen Sie innovative, zielgruppengerechte Bewerbungsmethoden beispielsweise aus dem Bereich der „Gamification“.

4. Bleiben Sie authentisch und ehrlich im Bewerbermanagement

Die junge Generation lebt online und merkt direkt, wenn Sie im Bewerbungsprozess widersprüchlich kommunizieren. Sie hinterfragt das Gesagte und vergleicht Ihre Positionierung global mit Ihren Wettbewerbern im Netz. Bleiben Sie daher stets ehrlich und authentisch im Laufe Ihres Bewerbermanagementprozesses. Nehmen Sie die Wünsche der Gen Z ernst und machen Sie keine Versprechungen, die Sie hinterher nicht halten können. Wer flexibel oder remote arbeiten möchte und sich Weiterentwicklungsmöglichkeiten sowie Führungsverantwortung wünscht, sollte dies nach Anstellung auch dürfen und bekommen.

5. Fördern Sie die physische und mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeiter*

Die Gen Z pflegt einen gesunden Lebensstil. Ihre körperliche mentale Gesundheit liegt ihnen besonders am Herzen – und das sollte es Ihnen auch. Unterstützen oder bieten Sie eigene spannende Sport- und Gesundheitsprogramme, Systemisches Coaching, vegetarisches oder veganes Essen, eine rückenfreundliche Büro- und Homeoffice-Ausstattung oder den regelmäßigen Besuch durch einen Physiotherapeuten/Büro-Masseurs*. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter*, was ihnen guttun würde und binden Sie sie gerne bei der Entwicklung von Ideen ein.

6. Schaffen Sie Raum für die individuelle Work-Life-Balance

Es gibt durchaus Widersprüche innerhalb der Gen Z bei der Frage nach der Work-Life-Balance oder der Trennung von Privatem und Beruflichem. Denn während einige Gen Zler feste Arbeitszeiten und eine strikte Trennung des Privat- und Berufslebens bevorzugen, präferieren andere ein flexibles Arbeitszeitmodell und haben nichts dagegen, während ihres Urlaubs erreichbar zu bleiben. Gleiches gilt für das Thema „Homeoffice“: Auch wenn die jungen Leute die Möglichkeit für Homeoffice als Grundvoraussetzung im Arbeitsvertrag einfordern, kommen viele von ihnen dennoch gerne ins Büro und genießen die Kollegialität vor Ort. Flexible Arbeitszeiten und Teilzeit stehen bei der Gen Z hoch im Kurs – auch wenn sie Top-Management-Positionen anstreben. Denn Arbeitsleistung hat ihren Augen nichts mit der Arbeitszeit zu tun.

So widersprüchlich die einzelnen Vorstellungen auch sind, haben sie doch alle eines gemein: den Wunsch nach individueller Handlungsfreiheit und Selbstbestimmung sowie die Vereinbarkeit von Job und Privatleben. Gehen Sie daher ins Gespräch mit Ihren Bewerbern* und schaffen Sie Raum für individuelle Work-Life-Balance-Konzepte. Sie werden sehen: Ausgeglichene, glückliche Mitarbeiter* geben Ihnen am Ende mehr zurück als frustrierte Burnout-Kandidaten*.

Fazit: Wer die GenZ versteht und akzeptiert, steigert die Chancen im Recruiting

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Unternehmen im Fachkräftemangel mehr Chancen im Recruiting haben werden, wenn sie lernen, die Gen Z zu verstehen, sie zu akzeptieren und sich auf sie einzulassen. Denn es ist egal, wie Sie über die neuen Nachwuchskräfte denken – Sie werden sie nicht mehr ändern können. Anstatt sich über Einstellungen und Haltungen zu ärgern, sollten Unternehmen die Chancen erkennen, die ihnen diese neue Generation bietet. Durch gegenseitigen Respekt und voneinander Lernen lassen sich neue Türen öffnen. Und wer weiß – vielleicht sind manche Ansätze der Gen Z am Ende gar nicht mehr so schlecht, wie sie anfangs noch schienen.

Headerbild: © franckreporter Getty Images/Canva

Beitragsbild: © LAS Recruitment

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siehe hierzu: FÜR ENTSCHEIDER:INNEN GenZ, Campus Verlag GmbH, Frankfurt/New York, Copyright 2022